Etsy-Gebühren sparen: Das steckt hinter dem neuen Programm
Etsy-Verkäufer aufgepasst! Vor kurzem hat Etsy ein neues Programm angekündigt, mit dem du angeblich Gebühren sparen kannst. Klingt verlockend, oder? Doch bevor du dich in Begeisterung stürzt, solltest du wissen, dass nicht alles so einfach und vorteilhaft ist für dich, wie es auf den ersten Blick scheint. Alle Hintergrundinfos dazu, sowie die Vor- und Nachteile für dich, findest du in diesem Blogartikel.
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Sparen mit Links, diese Info habe ich von Etsy kürzlich auch per E-Mail erhalten, und das Erste, was ich dachte war „Vorsicht!“. Um mich herum alle: „Yay! Etsy-Gebühren sparen!“ Und ich so: „Mmh, aufpassen, es ist nicht alles Gold, was glänzt!“
Dann habe ich mich mehr damit auseinandergesetzt, und es gibt generell ein paar Dinge, über die man in dem Zusammenhang als Etsy-Shop-Besitzer nachdenken sollte.
Wie funktioniert das Programm?
Grundsätzlich ist das Programm keine schlechte Sache. Du sparst 4% der Bestellsumme von deiner Etsy-Abrechnung, wenn über deinen Unique-Tracking-Link ein Einkauf in deinem Shop stattfindet. Klingt einfach, oder? Schauen wir uns das genauer an.
Du erhältst über das Programm von Etsy einen Unique-Tracking-Link, den du mit deinem Shop verknüpfst. Wenn ein Käufer über diesen Link in deinem Shop landet und etwas kauft, erhältst du am Ende des Monats 4% der Bestellsumme über die Etsy-Abrechnung zurück.
Beispiel: Die Gesamtsumme der Bestellung beträgt 100 Euro. Du sparst davon dann 4 Euro.
So weit, so gut, oder? Doch hier kommt die erste Tücke: Die Gebühren, die Etsy erhebt, sind nicht nur Transaktionsgebühren. Sie umfassen auch Einstellgebühren, Paymentsgebühren (bestehend aus einem Fixanteil und einem Variablenanteil) sowie Mehrwertsteuer auf die Gebühren, je nachdem, ob du Kleinunternehmer bist oder nicht. Insgesamt können diese Gebühren bei einer 100 Euro Bestellung bei Etsy etwa 13 Euro betragen. Von diesen 13 Euro würdest du mit deinem Link nur 4 Euro zurückerhalten.
Aber das ist noch nicht alles. Wenn du Werbung schaltest und ein Kunde über Offsite Ads auf deinen Shop gelangt, gilt dein Unique-Tracking-Link nicht mehr. Das bedeutet, dass du auch noch zusätzliche Gebühren zahlen musst, ohne die vier Prozent Ersparnis nutzen zu können.
Das Problem mit dem Traffic
Etsy empfiehlt, deinen Unique-Tracking-Link auf deinen Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok und Pinterest zu teilen. Du sollst ihn sogar an Freunde und Verwandte schicken und überall dort posten, wo du kannst. Klingt nach einer guten Möglichkeit, mehr Traffic in deinem Shop zu generieren, oder?
„Mit jeder Marketingbemühung in deinen Etsy Shop besteht die Gefahr, deinen Kunden in andere Shops zu schicken!“
Hier liegt jedoch das nächste Problem. Wenn ein Kunde über deinen Link in deinem Etsy-Shop landet, wird er vom Etsy-Algorithmus sofort auf ähnliche Produkte und andere Verkäufer weitergeleitet. Das bedeutet, dass der Kunde möglicherweise in anderen Shops stöbert und letztendlich nicht bei dir einkauft. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde nach dem Besuch in deinem Shop zurückkehrt, ist gering, da Etsy stets ähnliche Produkte empfiehlt.
Zudem gibt es das Problem, dass viele Käufer nicht einmal wissen, dass es verschiedene Shops auf Etsy gibt. Sie denken, sie kaufen bei Etsy und verstehen nicht, dass sie beim Klicken auf ein Produkt zu einem anderen Verkäufer gelangen. Dies führt dazu, dass die Kunden möglicherweise in anderen Shops einkaufen, anstatt bei dir.
Die Nachteile eines Etsy-Shops
Ein weiterer wichtiger Punkt, den du beachten solltest, ist die Tatsache, dass du als Etsy-Verkäufer stets von Etsy abhängig bist. Du hast keinen direkten Kontakt zu deinen Kunden, da Etsy die Kundendaten zurückhält. Wenn Kunden Probleme haben oder Fragen stellen, musst du über das Etsy-Nachrichtensystem kommunizieren. Du bist somit immer von den Entscheidungen und Änderungen bei Etsy abhängig.
Etsy kann Artikel deaktivieren oder sogar deinen ganzen Shop sperren, wenn sie der Meinung sind, dass bestimmte Richtlinien nicht eingehalten wurden. Kunden haben zudem das Recht, bei Etsy eine Rückerstattung zu beantragen, wenn sie angeben, dass ein Artikel nicht angekommen ist. Du hast dann wenig Einfluss auf die Situation und kannst keine Kundendaten nutzen, um direkt mit deinen Kunden zu interagieren.
Warum bietet Etsy dieses Programm an?
Die Einführung dieses Programms lässt sich auf einige Probleme zurückführen, mit denen Etsy in den letzten Jahren konfrontiert war. Insbesondere im Jahr 2019 gab es Berichte über Plagiatsvorwürfe und den Verkauf von AliExpress-Produkten auf der Plattform. Etsy, eigentlich als Plattform für handgefertigte Artikel bekannt, sah sich mit einem Imageproblem konfrontiert.
Die Glaubwürdigkeit der Plattform stand auf dem Spiel, und das Vertrauen der Verkäufer und Kunden wurde erschüttert. Die Berichterstattung führte dazu, dass viele Verkäufer die Plattform verließen und nach Alternativen suchten.
Um diesem Imageproblem entgegenzuwirken, führte Etsy verschiedene Maßnahmen ein. Eine davon war die Einführung einer Zahlungsrücklage für neue Shops. Diese Zahlungsrücklage beträgt 75% des Umsatzes und dient dazu, sicherzustellen, dass neue Verkäufer ihre Verpflichtungen erfüllen und Produkte auch wirklich verschicken, anstatt Kunden zu betrügen. Erst nach bis zu 90 Tagen können diese Verkäufer auf das Geld zugreifen, wenn sie nachweisen können, dass sie ihre Bestellungen zuverlässig verschicken.
Doch hier kommt der Knackpunkt: In jüngerer Zeit hat Etsy diese Zahlungsrücklage nicht mehr nur auf neue Shops beschränkt. Selbst etablierte Verkäufer mit Tausenden von Bestellungen wurden plötzlich mit einer Zahlungsrücklage von bis zu 75% und 90 Tagen konfrontiert. Für diese Verkäufer, die oft auf ein stabiles Einkommen angewiesen sind, kann dies äußerst geschäftsschädigend sein.
Darüber hinaus gab es in diesem Jahr willkürliche Sperrungen von Shops und die Deaktivierung von Artikeln, ohne klaren Grund. Dies geschah vermutlich als Reaktion auf den Druck, den Etsy aufgrund von Berichten über Plagiate und den Verkauf von AliExpress-Produkten in den USA verspürte.
Die negative Berichterstattung und die unklaren Maßnahmen führten dazu, dass viele Verkäufer Etsy den Rücken kehrten. Sie verloren das Vertrauen in die Plattform und suchten nach Alternativen, sei es auf anderen Marktplätzen oder durch die Eröffnung eigener Shops.
Etsy und das vierte Quartal (Q4)
Jetzt, da wir diese Hintergründe verstanden haben, schauen wir uns mal die aktuelle Situation an. Das vierte Quartal (Q4), das von Oktober bis Dezember reicht, steht vor der Tür. Für E-Commerce-Unternehmen ist das Q4 von entscheidender Bedeutung, da es die Geschäftsergebnisse erheblich beeinflusst.
In dieser Zeit werden Unternehmen anhand verschiedener Kennzahlen gemessen, darunter die Anzahl der Besucher, die Anzahl der Verkäufe und der Cashflow. Insbesondere börsennotierte Unternehmen sind darauf angewiesen, im Q4 gute Zahlen vorzulegen, um Investoren zu überzeugen und den Geschäftswert zu steigern. Und wenn Etsy weiß, dass ihnen durch die schlechte Presse Verkäufer abhandengekommen sind, fragen sie sich natürlich, was können wir tun, um unsere Zahlen noch oben zu drücken?
Fakt ist, sie benötigen mehr Besucher, mehr Traffic und mehr Verkäufe. Doch wie können sie dieses Ziel erreichen? Eine Möglichkeit besteht darin, die Verkäufer dazu zu bewegen, Marketing für Etsy zu betreiben und Kunden auf die Plattform zu locken.
Genau hier kommt das neue Programm zur Ersparnis von Etsy-Gebühren ins Spiel. Etsy bittet seine Verkäufer, ihre Kunden über Unique-Tracking-Links auf die Plattform zu bringen. Ob die Kunden dann bei diesen Verkäufern einkaufen oder woanders, ist Etsy egal. Hauptsache, der Traffic steigt.
Meine Vermutung ist, dass dieses Programm deshalb genau jetzt kommt. Eine Aktion, um die Zahlen mit wenig Aufwand hochzubekommen.
Wenig Aufwand deshalb, weil du es quasi für sie machst. 4% von der Bestellung ist kein Investment für eine Firma wie Etsy vor allen Dingen, weil sie ja nicht in Vorkasse treten, sondern sie geben dir etwas zurück für etwas, was du bezahlen müsstest. Sprich, es ist für sie kein Minusgeschäft. Sie haben auf einmal Hunderte von Leuten im Marketing, die für sie kostenlos arbeiten.
Wenn du nur einen Etsy-Shop hast und sowieso in deinen Shop verlinkst ist die Aktion gut, dann kannst du natürlich auch deinen Unique-Tracking-Link nehmen und dorthin verlinken. Du darfst dabei aber nicht vergessen, was für Etsy dahinter steht und, dass Etsy primär nicht interessiert, ob die Kunden dann letztendlich bei dir kaufen oder woanders. Sie brauchen den Traffic und nutzen dafür dich.
Die Vor- und Nachteile
Wie ich eben gesagt habe, es gibt es auch einige Nachteile für dich dabei. Deshalb solltest du, wenn du schon weiter bist mit deinem Etsy-Shop, über einen eigenen Shop nachdenken. In diesen kannst du dann direkt deinen Traffic lenken, anstatt den Sparen-Link von Etsy zu verwenden.
Ich empfehle dir, dass du in den ersten sechs Monaten nach der Shop-Eröffnung beginnst über Social Media den Traffic in deinen eigenen Shop zu lenken.
Wenn du also schon weiter bist mit deinem Shop, wenn du schon regelmäßige Verkäufe hast, wenn du schon Jahre dabei bist, wenn du vielleicht sogar Bestseller hast, dann ist es wichtig, dass du über deinen eigenen Shop nachdenkst.
„Du brauchst einen eigenen Shop, sobald du mit Etsy regelmäßige Umsätze erzielst.“
Einen eigenen Shop unabhängig von Etsy zu haben, geht mittlerweile wirklich einfach und kostengünstig. Zum Beispiel gibt es das Shopsystem AZOO, das übernimmt sogar einfach deine Etsy-Listings, sodass du das nicht manuell machen musst. AZOO kostet monatlich 30 Euro (bis 1000 Euro Umsatz im Monat).
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Der Vorteil eines eigenen Shops ist dann, dass dein Traffic, dein Traffic ist. Sprich, wenn du deine Kunden über einen Link in deinen Shop schickst, dann gehen sie nicht verloren, weil nicht wie bei Etsy überall ähnliche Produkte der Mitbewerber angezeigt werden.
Du hast stattdessen die monatlichen, fixen Gebühren, die jetzt zum Beispiel bei AZOO 30 Euro sind. Auch Shopify kostet 30 Dollar im Monat. Hier hast du wie bei Etsy zusätzlich die Zahlungsanbietergebühren, die zahlst du aber überall. Also z.B. nimmt sich je nach Zahlungsweise PayPal oder Klarna einen prozentualen Anteil, das ist jedoch ganz normal.
Bei einem eigenen Shop hast du außerdem viel bessere Möglichkeiten des Marketings, weil du E-Mail-Adressen sammeln kannst und damit E-Mail-Marketing machen kannst. Das geht im Etsy-Shop schwieriger.
Da gibt es Möglichkeiten, aber die Kundendaten bei Etsy sind eben nicht deine. Die gehören Etsy. Und warum wolltest du dann deine Kunden dorthin schicken, wenn du sie genauso zu dir schicken kannst? Du hast daneben die Möglichkeit Cross-Selling und Upselling in deinem eigenen Shop zu machen, was du bei Etsy kaum bis gar nicht hast.
Mein Fazit zum "Spare mit Links" Programm
Das "Spare mit Links" Programm hat seine Vorteile, besonders wenn du nur bei Etsy verkaufst. Diese 4% Ersparnis klingen zwar nicht nach viel, aber sie können einen Unterschied machen. Aber mal ehrlich, das Programm macht hauptsächlich für Etsy-Neulinge Sinn.
Wenn du allerdings schon regelmäßige Einnahmen hast, ist es Zeit, über deinen eigenen Shop nachzudenken. Abhängig sein von einer Plattform wie Etsy ist auf Dauer keine gute Idee. Mit deinem eigenen Shop hast du die volle Kontrolle über dein Marketing und die Früchte deiner Marketingbemühungen gehören dir und nicht Etsy.
Überleg dir gut, ob diese 4% Ersparnis den Aufwand wert sind, den du betreibst. Es könnte eventuell schlauer sein, über einen eigenen Shop nachzudenken. Wenn du einen eigenen Shop starten willst, empfehle ich dir das deutsche Shop-System AZOO. Die sind auf Handmade-Shops spezialisiert und können sogar deine Etsy-Angebote übernehmen. Sie sitzen in Berlin und sind immer ansprechbar.
Wenn du also ein Etsy-Frischling bist und nicht groß durchstarten willst, kann "Spare mit Links" eine gute Option sein. Wenn du aber wachsen möchtest, investiere deine Energie lieber in deinen eigenen Shop.
Alle weiteren News über Etsy, Änderungen, Tricks und Tipps, findest du bei mir auf dem Instagram-Kanal "Dein Handmade Business“.
